Die Ausstellung „Sichtungen und Einblicke. Zur künstlerischen Rezeption von Reformation und Bauernkrieg im geteilten Deutschland“ wird jetzt in Böblingen gezeigt
Deutsches Bauernkriegsmuseum Böblingen, Pfarrgasse 2, 71032 Böblingen
bis 11. März 2012
Ein Kooperationsprojekt der Mühlhäuser Museen mit dem Deutschen Bauernkriegsmuseum Böblingen
Die Ausstellung stellt Werke ost- und westdeutscher Künstler vor, die jene historischen Themen der Reformationsepoche und die Schicksale ihrer Protagonisten aufgreifen.
Bauernkrieg und Reformation – in der deutschen Kunst wurde durch die Jahrhunderte hinweg kaum ein anderes historisches Themenfeld so oft aufgegriffen wie auch instrumentalisiert. Seit 1949 begleitete es auch die Geschichte der beiden deutschen Staaten. Für die DDR, die sich als Arbeiter- und Bauernstaat verstand, war der Deutsche Bauernkrieg von besonderer Bedeutung. Mit den politisch, sozial und auch ideologisch motivierten Aufstandsbewegungen am Beginn der Neuzeit, die im Bauernkrieg kulminierten, verband sie einen wesentlichen Teil ihrer Selbstlegitimation. In der Bundesrepublik stand die Reformation selbst deutlich stärker im Fokus rezeptionsgeschichtlicher Annäherung als die Ereignisse des Bauernkrieges. Diese Unterschiede spiegelten sich auch in der bildkünstlerischen Rezeption bis in die 1960er Jahre.
Die Ausstellung „Sichtungen und Einblicke“ stellt Werke ost- und westdeutscher Künstler vor, die jene historischen Themen der Reformationsepoche und die Schicksale ihrer Protagonisten aufgreifen. Als zeitliche Zäsur dient das Jahr 1970, in dem in der Bundesrepublik Deutschland ein deutlicher Aufschwung zunächst der wissenschaftlichen, dann aber auch der künstlerischen Rezeption des Deutschen Bauernkriegs stattfand. Parallel begann mit der Ernennung Erich Honeckers zum Partei- und Staatschef und seinem kulturpolitischen Programm der „Weite und Vielfalt“ in der DDR eine rege künstlerische Tätigkeit zu diesen Themen. Durch die Gegenüberstellung von Ölgemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken sowie plastischen Werken provoziert die Ausstellung bewusst eine Konfrontation, die über künstlerische Konzepte, aber auch ideologische Klischees zweier gegenläufiger Kunstsysteme aufklären will und deren Rezeptions- und Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart verfolgt. Im Spiegel der DDR-Ideologie wurden Luthers Thesenanschlag und die Aufstände der Bauern in Mittel- und Süddeutschland als erstes Signal des Übergangs vom Feudalismus in eine bürgerliche Gesellschaft betrachtet und als
„Frühbürgerliche Revolution“ interpretiert. Die DDR leitete davon eine wesentliche Traditionslinie ab und gab dementsprechend künstlerische Arbeiten in Auftrag. Diese manifestierte sich besonders im Jahre 1975, als aus Anlass des 450. Jubiläums der Aufstände die zentrale Gedenkstätte „Deutscher Bauernkrieg“ in Mühlhausen eröffnet wurde und der Leipziger Maler Werner Tübke sein monumentales Rundbild in Bad Frankenhausen begann. Auch andere Künstler der DDR wie Heinz Zander und Horst Sakulowski erarbeiteten bildgewaltige und feinsinnige Durchdringungen des Themas. Eine Auswahl ihrer Werke ist in der Ausstellung ebenso vertreten wie die im Rahmen des Bauernkriegsjubiläums 1975, des Luther-Jubiläums 1983 und der Thomas-Müntzer-Ehrung 1989 entstandenen Grafikmappen, an denen sich namhafte Künstler der DDR, darunter Bernhard Heisig und Arno Rink, mit hervorragenden Werken beteiligten. weiterlesen
Presse: